Poetische Gerechtigkeit als kognitives Prinzip der Rezeption
Verrat und Strafe bei Arthur Schnitzler
Abstract
The concept of poetic justice is reinterpreted within the framework of cognitive literary theory and is understood as the reader's interpretation. This reinterpretation of the concept is demonstrated through Arthur Schnitzler's stories of betrayal, which realise a psychologising version of poetic justice typical of the turn of the century around 1900. Poetische Gerechtigkeit ist ein seit der Antike bekanntes und in der Aufklärung zum normativen Prinzip erhobenes Konzept, das in der Gegenwart weitgehend als obsolet abgetan wird und heute meist nur noch in populärliterarischen Werken präsent ist. Interpretationen, welche die poetische Gerechtigkeit verwerfen, operieren jedoch mit einem traditionellen, textorientierten Begriff und behandeln sie als Strukturelement des Plots. Im vorliegenden Buch wird das Konzept im kognitionstheoretischen Rahmen neu interpretiert und nicht mehr als Bestandteil der Handlung, sondern als Interpretation des Lesers verstanden, motiviert von verschiedenen kognitiven Dispositionen, wie z.B. dem ‚Rechtsgefühl‘, dem ‚Glauben an eine gerechte Welt‘ oder der ‚altruistischen Bestrafung‘. Diese Neuinterpretation wird anhand von Arthur Schnitzlers Verräter-Narrativen erprobt, in denen eine für die Zeit um 1900 typische psychologisierende Version von poetischer Gerechtigkeit rekonstruiert wird.
Keywords
anger; Ärger; around 1900; Betrug; causality; deception; guilt; Jahrhundertwende; Kausalität; Narrativ; narrative; Psychoanalyse; psychoanalysis; Rechtsgefühl; Scham; Schuld; sense of justice; shame; Textverstehensprozess; um 1900DOI
10.30965/9783969752999ISBN
9783969752999, 9783957432995, 9783969752999Publisher
BrillPublisher website
https://brill.com/Publication date and place
2024Imprint
mentisClassification
Literary studies: c 1800 to c 1900
Literary theory